Freitag, 25. Februar 2011

Wohin damit?




Sehr geehrter Herr Knie Schmerz,

Sie haben sich nun schon von allen erdenklichen Seiten gezeigt und soll ich Ihnen etwas sagen, es reicht mir jetzt. Ich bin mit meiner Geduld am Ende.
Halten Sie sich endlich aus meinem Leben heraus! Es sollte doch kein Problem sein, sich von meinem Knie loszureißen, oder? (Ihr werter Bruder Herr Herz Schmerz hat bereits vor einem Jahr seine Koffer gepackt, folgen Sie ihm einfach!)
Lassen Sie mich bitte schlafen und wecken Sie mich nicht, wenn Sie gehen.

Nacht.




Plötzlich keine Prinzessin mehr.











V., 16 Jahre, ehemals kleine Nachbarin und plötzlich keine Prinzessin mehr. 

Sonntag, 6. Februar 2011

Hihi.




Danke F.
(Und ich wollte nur fragen, ob das Passbild von 2/2010 okay ist...)

Ein Tag aus.



Es lebt sich so dahin. Ich lebe so vor mich hin. Krankgeschrieben aus gutem Grund, kein Grund für Langeweile, Zeit, sich um die wichtigen Dinge des Lebens zu kümmern, ohne Zeitdruck, ohne Ziel. 
Es lebt sich einbeinig, trotz zwei neuer Beine, die ich an meinen Armen trage. Die Handflächen von Blasen verziert, ich ziere mich nicht, weiterzugehen, aus dem Haus zu spazieren. Kein Spaziergang, dazu fehlt die Motivation. Begegnungen treiben mich aus dem Bett. Ich habe Tramal gegen eine erhöhte Dosis von Ibu ausgetauscht. So wird der Tag nicht verschlafen, nicht durch angenehme Tagträume vergeudet. Die Träume bleiben aber die Zeit geht. Und ich gehe zu K.
Wir wollen einen Film gucken. Keine K aber ich in ihrer Wohnung. Es ist kalt, ich tippe Nachrichten, erwarte sie. Ich bin kein Freund vom Warten, kein Vertreter von Geduld (wer möchte unterschreiben?). 
Die Tür springt auf, erst steht K vor mir, dann folgt der raue, kalte Wind von draußen. Sie schmeißt sich auf den Boden. Ein historischer Abend mit historischen Themen. Bei ihr, bei mir. Wir müssen reden. Es ist wie früher, ob Süden oder Osten, wir drücken uns vorm Tränenvergießen, schütteln die Köpfe und essen trockene Nudeln. 
Der Film lädt länger als sonst, stockt. Gehört das so? Wir sehen Vincent will Meer. Nicht zuende, er lädt und lädt. Ich bin kurz davor, mich in einen Schauspieler zu verlieben. Aber ich bin keine 13 mehr. Das war einmal, wie vieles einmal war. Ich spüle meine Schmerztablette mit Bier herunter, das erste Bier seit langem. Ich zeige ihr mein Bein. Knochen mit etwas Haut, das linke, das operierte. Sie lacht, ich sehe den Ekel in ihren Augen. „Is ja ekelhaft!“, sagt sie. „Guck mal, ich kann es anheben.“ Ich bin stolz auf mich, trainiere ich doch hart. Haut und Knochen. Ich denke an Oma, sie hatte ähnliche Beine. Alles wird wieder, denke ich. 
Ich sehe den Turm von ihrem Balkon aus. Von meinem auch. Ich gehe nicht nachhause, sind doch Krawalle in meiner Gegend. Liebig 14. Vater meinte, er hätte einen Anruf vom Polizeipräsidium Berlin erhalten, seine Tochter würde mit Handgranaten an der Warschauer Str. stehen. Ich habe gelacht. Sein Humor, meine Angst. Wenn mir einer des nachts meine Krücken klaut bin ich verloren. Die Wände, an denen ich mich entlanghangeln müsste, sie wären endlos. Ich schlafe bei K, muss nicht los.
Um neun Uhr klingelt der Wecker, geschlummert wird nicht, der Wecker wird auf zehn Uhr gestellt. Schwarzer Kaffee, sorglos.
Mach lauter. Musik am Morgen und so. Ich verschwinde gegen Mittag, halte mich an den Gehstützen fest, Lukas bläst, Lukas ist warm und schon in der Bahn.
Ein dumpfes Knallen, ein Blick zur Treppe, umgekippt oder gebrochene Rippe? Ein Mann liegt leblos am Fuße der Treppe, das Bier entzwei, ich blicke mich um. Alle blicken sich um. Ein Blick aufs Bein. Ich kann nicht zum Einsatz, genug geheult, nun kommt der Einsatz zu dir. „Hören Sie mich? Machen Sie die Augen auf.“ Einbeinig trete ich heran, alle anderen zurück. Ich drücke einer Passantin meine Krücken in die Hand, „aufpassen bitte.“ 
Das gewohnte Programm, ich schließe alles aus. Er redet mit mir, kein Gefühl für Ort und Zeit, kein Gefühl im Umgang mit Alkohol. „Ich bin Polyintox“ sagt er. Jup. Ein Anamnesegespräch, dann das Gespräch mit den Herren der BVG. „Hast du mir Handschuhe?“ Sie sind viel zu groß, ich nur ein Mädchen in zivil. „Bin ich dreckig, BIN ICH DRECKIG?“ „Ich würde auch Angela Merkel nur mit Handschuhen anfassen, das muss so.“
„Brauchen wir einen RTW?“ Er muss aufstehen, alleine laufen. „Sie sind eine gute Ärztin,“ Irgendwann bestimmt. Um uns herum viele Menschen. In Arbeitskleidung sehe ich sie nicht. Nun bin ich einer von ihnen, mit Bommelmütze. Ich finde mich nicht sehr vertrauenserregend. „Wissen Sie, Sie haben wunderschöne Augen.“ 3,0 Promille Ehrlichkeit. Alle lachen, dreißig Menschen. „Aufstehen.“ Warum so kalt. 
Er geht, ich gehe. Mit einem Schmunzeln nachhause. 
Emile kocht mit Peter. „Marrrria, mitessen!“ Maria isst mit, Emile knallt seinen Plastiktoaster auf den Tisch, seine Toastbrote springen in mein Essen. Ich liebe ihn, den kleinen Mann, der mir den Sandmann und die Kunst des Trotz‘ zeigt. 
Telefonate nachhause, das Rückversichern, Informieren. Alles läuft.

Paul, ich liebe deine Monsterkopfhörer. Die Musik ganz nah, ich fühle, ich spüre, meine Lippen tanzen, summen.
Geschenke verpacken, ohne Kleber, ohne Schere. Ich falte ein Herz, schneide Ziegen aus. Schreibe daneben, E, du bist keine Ziege. Ich hatte nur Ziegen.
Schwesterherz hat nämlich Geburtstag. Der erste Geburtstag seit langem im selben Land, in der selben Stadt. Wir feiern um die Ecke. Es wird gespielt, Spielwiese nennt sich das, der Alptraum meiner Mutter, ein Fest für mich. Wir fühlen uns wie Kinder. Schneller, schlauer, strategisch besser. Wir spielen uns fast zu Tode. Von 0 bis 5 Punkten, wie beziehungstauglich bist du? Ich muss mich bewerten, die anderen ebenfalls mich. Schwesterherz wirft mir einen Blick rüber. Ich möchte eine 1 schreiben. „Ehrlich sein.“ Ich möchte eine 0 schreiben. „Maria, antworte ehrlich, tust du sicher nicht.“ Ich streiche durch und schreiben eine 5. Ich bin die beste Freundin der Welt. Auf Schwesterherz' Papier steht ebenfalls die 5.
Ich blicke auf die Uhr. Sie zeigt 24 Stunden.