Samstag, 26. Dezember 2009

an zweitausendzehn.

ich erwarte dich. verrate mir nichts. überrasche mich. oder lass mich warten. halte mich hin. zeige mir dass wir alle zeit der welt haben. keine eile. bringe mir langeweile. einsamkeit. dann lehre mich geduldig zu sein. keine vorschnellen entscheidungen zu treffen. nachzudenken. zu reflektieren. abzuwägen. wage es mit mir zu spielen. mit mir zu tanzen. mich hin und herzuwirbeln. drehe mich. bis ich vor schwindel die augen schließe. lass mich träumen. geschichten basteln. lass mich grübeln. schreibe mir den zweifel auf die stirn. ich möchte hinterfragen. an schönen tagen lass mich fliegen. bringe mir leichtigkeit. und die nötige ernsthaftigkeit. lass es regnen. in dicken tropfen. dann fällt es nicht auf wenn ich weine. lass den wind in meine haare. hauche mir neue ideen ein. neue ziele. setze mich in zischende züge. in flatternde flugzeuge. schicke mich in unbekanntes land. lass mich in einer anderen sprache sprechen. lass mich mit alten konventionen brechen. ich möchte mutig sein. dem risiko gegenüber- treten. der angst ins auge blicken. vor furcht erfrieren. lass mich kämpfen. verletze mich. mach mich stark. lass mich neid weglächeln. und gewinne genießen. lehre mich kritik zu ertragen. lass mich fragen stellen. lass mich versagen an manchen tagen. ich möchte umdenken. in neue bahnen lenken. beschenke mich mit freundschaft. schaffe vertrauen in mich selbst. lass mich hoffen. auf das gute im menschen. ich möchte verzeihen. lass mich gedeihen. gieße mich mit lebensfreude. zaubere zufriedenheit. raube mir den verstand und lass das herz entscheiden. lass mich mein spiegelbild verzerren. lass mich wegsehen. möchte ein stück alleine gehen. mich umsehen. zurückblicken. die alte zeit be- trachten. möchte meine eltern achten. möchte im dunkeln die sterne sehen. und dankbar sein. für das was ich besitze. und das was ich geworden bin. lass mich mehr wollen. schenke mir fehlenden ehrgeiz. lass mich geizige menschen beschenken. und einzelkämpfer vor dem ertrinken retten. lass mich ungesprochen worte sprechen. lass mich dich empfangen. mit lichtern und mit leuchtraketen. im schoße der familie und im kreise meiner freunde. werde um mitternacht in den himmel blicken. dich ansehen und nicken.

Freitag, 25. Dezember 2009

mit grippe. ohne krippe.

es begab sich aber zu der zeit, dass ein gebot von dem kaiser augustus ausging, dass alle welt geschätzt würde.alle welt kennt diese zeilen. alle jahre wieder. ich bin nicht bibelfest. glaube an das fest. das fest der liebe. mal mehr, mal weniger liebevoll. mit voller verwandtschaft. mit weißer landschaft. mit weißwein zum fisch. mit buntem salat und bunten geschenken. und dieses jahr mit grippe. mit g. ohne krippe. ohne kippe. ohne ärger. ohne geschenkebesorgen. ohne truthahn. ohne ente. mit lachen ohne ende. generationen versammelt. der kleine fährt zug. die großen ziehen los. meine ausbeute - glückliche leute.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

k schreibt über das marzipanjahr.

von k.
haare kürzen. schwedisch reden. rokko stalken. schuhe shoppen. kaffee schlürfen. wein schmecken. sbar zahlen. werbung machen. gedichte sprechen. gedanken lesen. kekse backen. essen essen. party feiern. schocken rocken. spaß haben. apfelmus schlürfen. freundschaft begießen. ideen haben. pläne ausfressen. lehning schmachten. brillen suchen. fotos fangen. musik lieben. marzipan lesen. schokolade schlemmen. k sehen. vampire küssen. ubahn fahren. helge horchen. edward lieben. origami falten. briefe dichten. klamotten kaufen. blattform erfinden. geld missen. kino töten.

Freitag, 18. Dezember 2009

arschkalt.

gestern ist mir einiges bewusst geworden. der winter ist schön. schön für kinder aber nicht für mich. früh morgens aus dem haus gestolpert. halb gehüpft halb gerutscht. umgeben von kantigen schneehaufen zum auto gelaufen. mit zusammengezogenen zehen. zusammen mit mama ins auto gestiegen. meine hände gerieben. deinen namen ans fenster geschrieben. die heizung hat ihr bestes gegeben. vergebens. mama es ist arschkalt heute. es ist winter mein kind. war zum klavierspielen nachhause gekommen. und komme mit einer erschreckenden erkenntnis zurück. ich muss verrückt gewesen sein. wollte eine neue sprache lernen. nicht spanisch. nicht hebräisch. es war aus einer laune heraus. havreflarn und knäckbrot. elche und bären. die weite landschaft. habe mich für ein land entscheiden. für eine sprache. eine sprache die nun leiden schafft?
alles schafft bilder. bilder habe ich genug gesehen. nun bilde ich mich. seit oktober lerne ich schwedisch. es macht höllisch spaß. frau w gibt ihr bestes. will wissen wann ich nach schweden gehe. im oktober. für ein halbes jahr. so lang sogar? eine schneewehe. es ist arschkalt sage ich. dann viel spaß in schweden. ich habe es nicht bedacht. mir keinen kopf gemacht. meine hände erfrieren. schon auf dem weg zur bahn. k und l lachen. kann doch nicht sein. mein körper. er hasst den winter. ohne cremen? hätte er mich verlassen. ob er ahnt was ihn erwartet? er lernt eine sprache. verdient er die strafe? Jag talar svenka. sehe aus dem fenster. schnee schnee schnee. ich habe fernweh. es wird dunkel sein. viel nacht wenig tag. es wird schneien ich werde weinen. werde davonlaufen. saufen. mich zusammenraufen. nicht weglaufen. werde mit den flocken fliegen. besiege die kälte und den schnee. nächsten winter kinder! gibt es gefrorene postkarten zum feste. schreibe wie es mir geht und was geht. und ob ich noch bleiben kann. mit besten grüßen, maria marzipan.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

zeigt her eure füße.

zeigt her eure füße. zeigt her eure schuh. dideldidu. ein kinderlied. dich zu durchschauen? kinderleicht. du interessierst dich für musik. chemie mochtest du nie. verstehe ich. du hast keine geschwister. schade für dich. bist aber boarden über silvester. woher ich das weißt?
man kann nicht nicht kommunizieren. habe ich gelernt. kann eins und eins zusammenzählen. brauche nicht lange. ebenso die männer. vor der kleiderstange. sie denken nicht weiter. bei der wahl ihrer kleider. keine verdeckten botschaften. verstecken? fehlanzeige. dann zeigt sich. sich unterhalten? verstehen? weitergehen? ich spreche für mich. was mir gefällt. was für mich zählt. ein blick. eine sekunde. zelten oder bücherwälzen? ich sehe deine schuhe. ruhe. lohnt sich ein weiterer blick? gesichter lügen. betrügen. für mich ist stil wichtig. oberflächlich? tatsächlich? ich kenne mich gut. keine zeit für lug und trug. augen auf. nur mut. der trick funktioniert. probiere es aus. stimmen die schuhe? taste ihn ab. mit einem blick. sieh wie er tickt. er trägt einen schal? welch geschenk. mut zur farbe? gute wahl. mich gut unterhalten. meine freizeit sportlich gestalten. immer ein treffer. der blick auf die schuhe. verwirrt meine eltern. bringt k aus der ruhe. der ist aber hässlich. sie finden keine worte. wieder einer von dieser sorte. dass er die gleichen interessen hat? die selben filme mag? mit mir in die sternwarte geht? mich überrascht an jedem tag?ich sehe was was sie nicht sehen. und das ist gut. ein fuß. ein gruß. ein kuss?

Montag, 14. Dezember 2009

die schlangentheorie.

samstags wird gebummelt. sonst auch. aber samstags ganz besonders. am ganzen tage. wer meldet sich? die blase. möchte nichts bezahlen. auch keine höllenquahlen leiden. mich nicht durch die läden schleppen. der hugendubel. hinauf die treppen. ich juble. öffne die türe. stehe vor der frauentoilette. eine lange schlange. ist immer so. vor mir ein kleiner junge. sieht sich um. sieht frauen kommen. männer gehen. ganz rasch geht das. mama muss warten und warten. der kleine wundert sich. türen öffenen sich. türen schließen sich. warum geht das bei den männern so schnell? das licht ist grell. gähnende leere vor der herrentoilette. gähnende frauen an gegenüberliegender stelle. der kleine kopf qualmt. es scheint zu rattern. sehr geschwinde. das kinde: „mama, es gibt viel mehr frauen als männer auf der welt, oder?“ der gedanke gefällt mir sehr. so einfach ist das. ich höre leider die antwort nicht mehr. die situation vergesse ich nie. und den satz der schlangentheorie.

Sonntag, 13. Dezember 2009

liebe gesehen.




in der pz vom 12.12.09.

aufstand im kaufland.

das erste mal. abends. von der s-bahn zu essbarem. noch einmal ins kaufland. gut überschaubar. verbinde mir die augen und ich finde den weg. zum apfelmus. ein genuss. wie auch immer. 
am besagten abend. nichtsahnend. an die kasse gekommen. das band am rollen. das macht 1 euro 90. ich gebe das geld. sie mir 10 cent zurück. ist alles in ordnung? fragt sie mich. verdutzt. in ordnung. macht sie sich sorgen um mich? bin ich blass? nass? welch qual sieht sie in meinem gesicht? ich weiß es nicht. betrachte das rausgeld. alles da. jaja antworte ich. 
donnerstag mittag. ich mit salat. an die kasse gekommen. geld gegeben. rückgeld genommen. war alles in ordnung? befragung? beleidigung? 
beschließe der floskel auf den grund zu gehen. mal sehen. kommen und gehen. am morgen am tage. das ist nicht die frage. nimm montag dienstag mittwoch. freitag samstag auch noch. nimm eine zitrone. tomate oder speckschwarte. dann stell dich an. in die schlange. wartest nicht lange. auf die frage aller fragen. in deinem kopf geschehen schreckliche dinge. vom messer bis zur schlinge. beschließe nein zu sagen. nein. nichts ist in ordnung. kaputte eier habe ich gesehen. eine pfütze auf dem boden. es gibt nichts zu loben. beginne zu toben. bio apfelmus. ein muss. öko kaffee gibt es nicht? nicht mit mir. ich sage ihr alles. großen augen sehen mich an. sie beginnt zu notieren. ich weiter am kritisieren. sie kommt nicht nach. ein schöner tag. für mich. sicherlich. 
tag ein tag aus. ich flippe aus. die kaufland frage. wenn ichs dir sage. es nervt. es schmerzt. ich bekomms schon am herz. und gestern ganz herzlich. die junge blonde. hinter der kasse. die sonne geht auf. ich gebe. sie nimmt. gibt zurück. einen schönen abend. ich bin im glück. verzückt. ich möchte eilen. voller hoffnung. sie: war alles in ordnung?

Samstag, 12. Dezember 2009

der reis ist heiß.




macht ein foto. fürs studienprojekt. irgendwas mit asien. wahnsinn denke ich. was normales sicher nicht. puder in den poren. handtuch um die ohren. bin zum sushi geworden. mich verzehren? vielleicht morgen.

Mittwoch, 9. Dezember 2009

v der vampir.

du weißt das nicht? ich habe einen vampir. am hals hängen. v der vampir. ich sag dir. jung und dynamisch. v ist slavisch. es war beim tanz der vampire. rocken im schocken. ein blick ein tanz. dann ist blut geflossen. vampire sind unheimlich. und v sieht unheimlich gut aus. saugt mich mit seinen blicken auf. es hat in strömen gegossen. erst weinte der himmel. nun weine ich. kenne mich nicht. gebe mich ab. das nicht zu knapp. bin nur am blocken. und das seit wochen. v der vampir ist geduldig. er meldet sich täglich. aus seinem reich. mir ist es gleich. kann nur saugen nicht singen. nicht skaten. mich nicht zum lachen bringen. v wie verführen. v wie verstand verlieren? er kennt mich nicht. will ihn nicht. schon gar nicht bei licht. ich lüge nicht. und gestern sagte er: „verlieb dich nicht.“   

liebe mama.

liebe mama. 
heute war ich bei k. k ist krank. hatte aber kekse da. und kaminfeuertee. wir haben uns "pi" angesehen. und nun bin ich sehr nachdenklich. nicht nur weil er mir bekannt vorkam. er wirft einige fragen auf. und ich suche nach antworten. bin gerade gedankenversunken gegen ein geländer gelaufen. "tue was du tust" sagst du immer. wie wahr. nachts konzentriere ich mich aufs schlafen. eigentlich. wären da nicht diese riesigen scheinwerfer. kann meine umrisse bei nacht an die weiße tapete zeichnen. die nachtbaustelle. ich mag nicht mehr ihr nachbar sein. die bauen und bohren da unten als gäbe es kein morgen mehr. morgen mehr. deine maria.

Dienstag, 8. Dezember 2009

tomte tummetott lebt.

es läutet an der tür. mein blick gerade aus. sehe das nachbarhaus. senke den blick. vor mir mein kleines patenkind. geschwind gehe ich in die hocke. seine blonden locken engelsgleich. seine mission scheint klar. heute ist zeit abzutauchen. in die tiefen meiner kindheit. und er nimmt mich mit. peter trägt eine rote nikolausmütze. ich hatte sie ihm geschenkt. er trägt sie ständig. überall. lacht und weint mit ihr. wie ein zwerg sieht er aus. „es ist der alte tomte, der in der nacht über den hof wacht. hast du angst bekommen mikkel? hast du tomte vorhin gesehen, als er auf leisen sohlen zwischen den häusern umhertappte?“ tomte tummetott. ich erinnere mich. ein liebevoll gezeichnetes buch. viel schnee. keine gewalt. gewalt. bei kindern heißt es trotz. trage eine kleine narbe an der schläfe. überlege. es war der grüne bagger, der eines abends ganz plötzlich an meinem kopf vorbeirauschte. vorbei mit der ruhe. ich werfe worte. er schuhe. „der friederich, der friederich, das war ein arger wühterich.“ 
auch heute wird gelesen. er vollkommen anwesend. lese leise. auf eine behutsame art und weise. man hat mich früher den general genannt. meine sprache nicht gewandt. meine stimme grob und laut. kein lob. jetzt mit viel liebe. zeit für meine sonntagsstimme. „am sonntagmorgen zog pelle den neuen anzug an. er ging zu seinem lamm und sagte: „vielen dank für die neuen kleider!“ mähäää - machte das lamm und es klang fast als ob es lachte." ich bewundere peters konzentration. kein ablenken. nur nachdenken. folgt meinen worten. fährt mit seinem kleinen finger über die zeichnungen. vorsichtig. vorsicht auch bei der auswahl des kinderbuches. ich erschrecke. kind auf dem schoß im kerzenschein und eine nicht kindergerechte geschichte. „verbrannt ist alles ganz und gar, das arme kind mit haut und haar; ein häuflein asche bleibt allein und beide schuh so hübsch und fein.“ mir vergeht das lachen. meinem vater wenige stunden später. abendessen. latz nicht vergessen. in deckung gehen und wegsehen. „ich esse keine suppe! nein! ich esse meine suppe nicht! nein meine suppe ess ich nicht.“ peter isst gesund und gerne. aber nicht galant. muss er auch nicht. ich esse tortellini bis heute trocken und mit meinen händen. heute baue ich eine hütte aus kissen. bagger werden auf mir hin und hergeschoben. peter kommt mit nach oben. unter das dach. in mein ehemaliges kinderzimmer. die gitarre ist dort, das weiß er. singe mit ihm gefühlte hundert strophen. ich kann nicht tricksen. amsel und uhu wollte ich weglassen. maria- uhu fehlt. meinetwegen. „nun ist die vogelhochzeit aus und jeder geht vergnügt nachhaus. fidelallala fiderallala fideralla la la la.“ vom feierlichen singen zum feierlichen spielen. peter hat seine weihnachtskrippe mit figuren mitgebracht. wundere mich über den fuchs. kam der auch in der geschichte vor? ich sage, er muss draußen bleiben. warum will peter wissen. er frisst das jesuskind auf. peter schaut entsetzt. lässt den fuchs daraufhin unter dem sofa verschwinden. stimmt. der fuchs ist mikkel. aus dem tomte tummetott buch. meine eigene kindheit gestorben? nein. tomte tummetott ist nicht tot. er lebt. heute.

Montag, 7. Dezember 2009

die fickdichfrau.

es war gestern. k und ich auf dem weg in die stadt. um die geisterstunde. man nehme eine gelbe u-bahn, einen vierer, zwei jungs um die 16 jahre und ein älteres ehepaar. man gebe ihnen fünf minuten. und fertig ist eine szene, die das leben nicht besser hätte schreiben können. ich nenne sie kevin und klaus, gertrud und gunter. die generationspaare schienen nicht miteinander bekannt zu sein. wir im vierer ein paar meter weiter. k konnte sie sehen, ich konnte k sehen. das reichte völlig aus.
jung gegenüber alt. kevin und klaus plauderten lautstark, mussten sich aber verabschieden. ich habe nicht gesehen, wie sie das taten. hörte nur ein „fick dich“. und sah ein schwaches schmunzeln in k‘s gesicht. klaus verließ das geschehen. „na. das sagt man aber nicht“, bemerkte gertrud. gunter schwieg. k beobachtete die szene. „doch, doch, das sagt man so“, antwortete kevin. schweigen. ich sah in ein doch sehr erheitertes gesicht meines gegenübers. „kann man das denn so sagen?“, fragte gertrud kevin ungläubig und doch interessiert. ich hätte sie gerne gesehen. sicherlich an die 50 jahre, rotes, vom colorieren ausgetrocknetes haar und zartem goldschmuck am körper. mit jeansjacke. es folgte ein kurzer dialog. „und was entgegnet man dem gegenüber, wenn der „fick dich“ sagt?“. ich war ganz ohr und hätte mich nicht darum gerissen, darauf eine antwort zu geben. was sagt man auf solch eine frage. und als wüsste sie um kevin's verlegen und ratlosigkeit, beantwortete sie ihre frage im nu selbst: „fick dich wieder?“ und dann folgte einer dieser augenblicke. fast gleichzeitig brachen k und ich in tränen aus, rungen um fassung und beschlossen dann doch, unserer freude am geschehen freien lauf zu lassen. ich spürte förmlich mein gesicht rot anlaufen, mein blut schien in doppelter geschwindigkeit durch den körper zu fliesen. wasser trat sowohl aus augen und nase. fast synchron gerieten K und ich außer kontrolle.
schwab/bebelstraße. es hieß abschiednehmen. von gertrud und gunter. „ja dann gehen wir jetzt“, äußerte gertrud gegenüber kevin. „ja ok.“ gunter schwieg. ich bin mir nicht sicher, ob kevin schon etwas getrunken hatte. gertrud zu kevin: "ja dann muss du jetzt auch fick dich sagen, wenn ich nun aussteige." kevin zu gertrud: „ja ok... dann... fick dich.“ kevin 16, gertrud 50. es dauerte keine 100stel sekunde und ich sackte fast kreischend vornüber. versuchte mich zu fangen. blickte auf meine rote tasche. versuchte mich zu konzentrieren. hatte er- hatte er- ich kam nicht nach, meine tränen aus dem gesicht zu wischen. und wie ich es von gertrud nicht anders ertwartet hätte, antwortete diese ganz trocken: „fick dich wieder.“
zurück blieben sich schüttelnde statisten eines kurzen und völlig kuriosen schauspiels.


Sonntag, 6. Dezember 2009

fünf grad. und zahlensalat.

der himmel ist grau. ich zähle elf leute. um drei. von hektik keine spur. nur starre blicke. mich wundernd. zwei essen, vergessen die zeit, vergessen den weg. mein gegenüber skizziert und notiert. ein blick zur tafel. ein blick zur uhr. wann nur. jeder scheint zu warten. drei nach drei. ich zähle dreißig gäste. unruhige und suchenden. lachende und fluchende. ich verschwinde in meinem schal. die groben maschen kitzeln meine lippen. es riecht nach wurst. die frau neben mir beißt in ihr brötchen. ihr mittagessen? ich würde jetzt zum kaffee übergehen. ich warte auf eine ansage. durchsage. nicht die mit der verspätung. mit dem personenschaden auf dem gleis. ich erwarte pünktlichkeit und perfektion. keine agression meinerseits. wir haben so viel zeit. der gedanke, die anzeige würde umspringen und die verspätung meines zuges eingeblenden macht mich nervös. der junge rechterhand zuckt völlig nervös mit seinem kopf. rechts links, rechts links. was beunruhigt ihn? das kommende weihnachtsfest? fehlende gäste, fehlende freunde? ich werde fotografiert. habe ein silbern glitzerndes haarband in meiner etwas abstrakten frisur. drei euro bei h&m. ein schnäppchen. scheint aber aufmerksamkeit zu garantieren. ein güldenes band war ebenfalls im preis inbegriffen. ich bin aber leider der wintertyp. bedeutet, keine erdfarben und keine brauntöne. jetzt wo ich das weiß, ist alles anders. natürlich. ich trage nun kein gelbes dreick mehr um den mund. und meine roten äderchen um die augen sind wie von zauberhand veschwunden. dank mutter. und ihrer farbberaterin. wie gut, dass mein zimmer größtenteils rot ist. ich muss furchtbar scheiße darin aussehen. ich werde umziehen. mich reich verlieben. elsterartig. suchen, sehen, besitzen. einziehen. warum nicht. nein nicht.
halb vier. viele telefonieren. agieren kaum. kauen kaugummi. kauen und verdauen. reagieren auf die durchsage, zucken zusammen. koffer schnappen, ein wort, ein kuss. alles geht ganz schnell. was sich gerade noch auf den gleisen tummelte, sprintet und hechtet gen zug. was gerade noch letargisch auf die verstümmelten tauben blickte scheint freude im blick zu tragen. freiheit wäre wohl übertrieben. wohin geht die reise? zum freund, zum friedhof, ans meer, an die mosel oder nach köln ins konzert? ich fahre von zuhause nach zuhause. von den einen lieben zu den andern lieben. von alt nach jung. das feiern und festen, das ruhen und rasten. keksebacken und auf die kacke hauen. ich kann beides haben.
ich atme heizungsluft. meine nase wird trocken. mein mund ebenfalls. beginne mich zu räuspern, zu keuchen. das kribbeln meiner hände verrät mir, wie kalt es auf dem gleis wirklich war. alle lesen. meines war das nie. beobachten und staunen, fragend schauen oder worte murmelnd, schon mehr. ich habe keine bücher verschlungen, keine schmöker verdrückt. habe die kunst im blick. keine regeln im genick. darum fast durchs wissenschaftlichen arbeiten gefallen. was schreibe ich über noten, über zahlen. mein ticket habe ich bezahlt. freue mich doch immer tierisch, wenn die übergewichtige kontolleurin mit aufgerissenen augen einen blick darauf werfen möchte. gerne, denke ich. ich zähle fenster. eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. dann fange ich wieder von vorne an. ob das normal ist, frage ich mich des öfteren. ich denke darüber nach. sieben tage hat die woche. der siebenarmige leuchter. das siebte gebot, du sollst nicht stehlen. sieben siegel. 0711. hausnummer siebenunddreißig. wohngemeinschaft sechsundsiebzig. die sieben begleitet mich. wobei neun meine lieblingszahl ist. war sie schon immer. ankunft gleis sieben. jaja.

verlernt- "blattform"


du- lass uns ehrlich reden. jetzt haben wir die zeit. du hast dich verändert. die welt um dich, sie rast und du gehst mit. viele gedanken, verschiedene orte, im zeitraffer wird alles älter, jünger? du- wir haben vieles verlernt. haben briefe geschrieben mit flüssiger tinte, geheimnisvoll ganz ohne betreff. kennst du die handschrift deines geliebten? meine? du- wir haben das hören verlernt. winterabende mit alten platten, das knistern und das knacken. es fehlt uns die erinnerung. du liest spiegelonline oder online die zeit. doch sie bleibt stumm, kein rascheln beim blättern. wie willst du sie dann verstehen? du- wir haben das riechen verlernt. einst haben wir briefe besprüht. ein neues buch, ein altes buch. kannst du es riechen? papier ist geduldig, die erinnering nicht. du- wir haben das schmecken verlernt. unsere augen fressen licht und strom. nebenher essen findest du geschickter. isst du mit liebe, wenn du doch mit allem so weit im netz gefangen bist? wonach schmeckt die sehnsucht, nach der alten zeit? du- wir das sehen verlernt. mit trockenen und roten augen liest du blinzelnd deine mails. den sonnenuntergang, hast du ihn gestern gesehen? kannst du die kirchturmuhr lesen? du betrachtest die zeiger. zwei. sie scheinen zu stehen. scheinen nicht mit dir zu gehen. du- wir haben zu tasten verlernt. was dir lieb ist, möchtest du fühlen- fassen. die informationen, die daten und die fakten. wenn du sie nicht halten kannst wie soll sie dann dein kopf behalten? du wirst dich weiterentwickeln, vorangehen bitte nicht wegsehen. die analogen zeiten-die fotografie. deine sinne- sie machen sinn. lass schöne momente unvergessen belassen. lass uns sie greifbar machen.