Donnerstag, 31. März 2011

Die Frau im Knie.



Sie schlägt auf ihr Bein ein. Sonst weint sie nur bei Beerdigungen und bei dem Gedanken an ihre eigene Hochzeit. Sie packt die Schuld des Verursachers in die Träne und die eigene Wut in die geballte Faust. Zu weit entfernt, zu utopisch, scheint das Leben danach. Die Einsamkeit kommt mit der Einbeinigkeit. Vier Wände werden zu unzählig vielen, jede Treppenstufe zu einer Schweißperle auf ihrer Stirn. Sie nimmt Tabletten, der Hals schwillt zu, sie nimmt die nächsten. Versucht zu atmen, Luft zu holen. Eilt nach draußen. In der Sonne weint sie, der Schatten deckt sie zu. 
Es ist ein anderes Leben. Alle Pläne verlieren ihre Bedeutung, sie verliert sich in der Ungewissheit. Es gibt keine Nägel mit Köpfen, nur Schrauben im Knie. Sie muss langsam treten, kein Tanz durchs Leben. Die Zeitlupe lässt sie nicht klarer sehn. 
„Wenn ich nicht mehr gehen kann, werde ich gehen.“ 
Jede Übung wird zur Zitterpartie, jeder Schritt eine Lachnummer. Ein erneuter Tritt ins Knie, ein Stolpern. Der Platz mit dem Rollstuhlschild ist ihrer. Es schmerzt. Sie drehte den Kopf zum Fenster. Es reiht sich Träne an Träne, keine Witze mehr, kein Wort. Sie ist verletzt, entsetzt von ihrer Zerbrechlichkeit. Zerfressen vor Wut. Sie möchte arbeiten, lernen, Liebe machen. 
Sie schreitet nun langsamer durchs Leben. Bedachter. Sie schreibt in der dritten Person, als Betrachter. 
Sie ist zurück, im Danach. Zum Glück, im Glück.


Mittwoch, 30. März 2011



4Sterne Hotel Berlin.
Erste Hilfe Kurs.
Ich: „Habt ihr schon einmal einen Epileptischen Anfall gesehen?“
Max meldet sich.
Ich: "Ja?"
Max: „Jup.“
Ich: „Wo denn, wie sah das aus?“
Max: „Ja bei Knut halt.“







Dienstag, 29. März 2011

Zurück.


Lange keine Worte, zu viele Taten. Ich beobachte, probiere, teste, lebe. Keine Zeilen von mir, kein Zeichen, ich zeichne EKG‘s und sehe, was das Herz macht. Ich habe mich verabschiedet in den letzten Wochen, vorerst, auf Zeit, für länger. Nicht länger hoffen, nicht länger Hoffnung schenken. Nicht hinhalten, nicht aushalten. Und so lasse ich gehen und gehe. Ich bin gerannt, hinterher, vorweg, ich habe meine Ungeduld verflucht und Harmonie gesucht. Ich habe gefunden und bewahrt, riskiert und gewonnen, Laufen gelernt, mit ständigem Schmerz zu leben, auf Schlaf zu verzichten um das Leben zu treffen.