Samstag, 28. August 2010

gib mir die hand.


ich brenne auf meinen ersten i.v. zugang.

„entschuldigen sie bitte, dürfte ich ihnen den zugang legen? ich hab das noch nie gemacht. also doch, an einer plastikpuppe. mehrmals sogar. ich habe auch getroffen, zumindest vermute ich das. kein autsch, kein aua. drin war die nadel, infusion ran und fertig. es dürfte einmal kurz wehtun, wenn ich ihre arterie beim ersten mal treffe. ich denke nicht, dass meine hände zittern werden, es geht ja um ihre hand. da sie schon etwas älter sind, dürfte sich das ganze jedoch schwieriger gestalten. bei ihrer alten haut. aber ich mache das schon, vertrauen sie mir. wenn die hand nicht funktioniert, arbeite ich mich an ihrem arm entlang, wir werden schon eine brauchbare stelle finden. und wenn ich in der ellenbeuge angekommen bin, werde ich aufgeben. haben sie aber keine angst, ich hab das im blut.“

(ab montag erwarte ich sie in der notaufnahme des m.l.- krankenhauses in berlin.)

Mittwoch, 25. August 2010

spielplatz.




hilfe, prüfung!



der kopf raucht während die nudeln kochen. das grelle orange meines ordners erinnert mich immer wieder an die morgige prüfung. keine sorge maria, die sagen, du kannst das. ich sage, sie können das nicht einfach so sagen. 
maria, konzentriere dich noch eine letzte nacht. um neun uhr werde ich kreuze setzen und gegen nachmittag drei kreuze machen. der patient muss lebend aus der geschichte rauskommen, das ist alles. dass ich alle abläufe des körpers, eine vielzahl an organen und gefühlte 100.000 notfallsituationen kennen sollte, sei nur nebenbei erwähnt. 
maria, die nudeln sind fertig! du stärkst dich jetzt mal für die nacht! 
ich bin übrigens alleine hier. rede mit mir. ab morgen dann auch wieder mit dir!

Montag, 23. August 2010

reanimations_improvisation.





es kann sein.



kaum hat mich ein thema mehr und meine mitmenschen umso weniger interessiert als zur zeit. 
mutter, wir haben heute eine lammlunge intubiert, wie schnell die wieder rosa geworden ist!! kind, das klingt gruselig. 
wusstet ihr, dass man einen pneumothorax durch einfaches armestrecken bekommen kann? und schon bist du tot! maria, sag das nicht. 
nun sage ich nichts mehr. keine weiteren gespräche mit meinen hypochonderfreunden. dabei bin ich auf dem besten weg, selbst einer zu werden. ein schmerz im linken arm, hier ein geschwollener lymphknoten, dort ein taubheitsgefühl im finger. ich messe mir nun öfters den puls, gut tastbar, alles gut. 


denn was sein kann, muss noch lange nicht sein. 

Mittwoch, 18. August 2010

stifneck am start.



drückt den hals ins gesicht, sehr vorteilhaft!

text von unbekannt.


Als der Herr die Rettungsassistenten erschuf war er bereits 6 Tage in Verzug, als ein Engel erschien uns sagte:
"Du gibst die ziemlich viel Mühe mit diesem Modell." Gott antwortete: "Hast du dir das Lastenheft angesehen? Ein Rettungsassistent muß in der Lage sein, einen Verletzten einen nassen Grashügel in der Dunkelheit hochzutragen, allen möglichen Gefahren trotzen um zu einem sterbenden Kind zu gelangen, Wohnungen betreten, die selbst das Gesundheitsamt meiden würde, ohne dabei seine Einsatzkleidung schmutzig machen."
"Er muß in der Lage sein, das dreifache seines eigenen Gewichts zu tragen, in zerstörte Autos klettern, ohne wirklich Platz zu haben und während einer Wiederbelebung eines Babys die trauernde Mutter trösten, obwohl er weiß, daß ihr Kind nie wieder atmen wird."
"Er muß in mentaler Topverfassung sein, ohne Schlaf funktionieren, nur mit schwarzem Kaffee und halb gegessenen Mahlzeiten. Außerdem muß er sechs paar Hände haben."
Der Engel schüttelte den Kopf und sagte langsam: "Sechs paar Hände....niemals."
"Es sind nicht die Hände, die mir Probleme bereiten," sagte der Herr, "Es sind die drei Paar Augen, die jeder Rettungsassistent haben muß."
"Und das im Standardmodell?" fragte der Engel.
Der Allmächtige nickte. "Ein Paar sieht offene Verletzungen beim Blutabnehmen und muß den Patienten fragen ob er HIV positiv ist (obwohl er das bereits weiß und wünscht den Bürojob angenommen zu haben), das nächste Paar gehört an die Seite des Kopfes, um auch die Sicherheit für seinen Partner gewährleisten zu können. Das letzte Paar Augen gehört hier nach vorne, um vertrauensvoll auf einen blutenden Patienten sehen zu können und ihn zu versichern, daß alles nicht so schlimm sei."
"Gott, ich bitte dich" sagte der Engel und berührte seinen Ärmel, "ruhe dich aus und mache morgen weiter."
"Das ist unmöglich," sagte der Allmächtige, "ich habe bereits ein Modell entworfen, das ohne Zwischenfälle einen 120 Kilo schweren Betrunkenen hinter dem Steuer hervorbekommt und dabei seine fünfköpfige Familie vom Gehalt eines Angestellten im öffentlichen Dienst ernähren kann."
Der Engel umkreiste den Rettungsassistenten sehr langsam. "Kann er denken?" fragte er.
"Darauf kannst du wetten," antwortete der Herr. "Er kennt die Symptome von über 100 Krankheiten; weis Medikamentendosierungen aus dem Schlaf; intubiert, defibrilliert und führt Wiederbelebung an Orten aus, die jeder niedergelassene Arzt meiden würde und behält trotzdem seinen Sinn für Humor."
Dieses Modell hat ausserdem aussergewöhnliche Körperbeherrschung. Er kann mit einem Polytrauma umgehen, eine verängstigte Rentnerin überzeugen, die Türe zu öffnen, die Angehörigen eines Selbstmörders trösten um danach in der Zeitung zu lesen, wie die unfähigen Rettungsdienstler es nicht geschafft haben, rechtzeitig bei dem Verletzten zu sein, obwohl das Haus in einer Strasse ohne Strassenschild lag, keine Hausnummer angebracht war und niemand die Telefonnummer für einen Rückruf hatte.

Schlussendlich beugte sich der Engel zum Rettungsassistenten und fuhr mit dem Finger über die Wange. "Hier ist eine undichte Stelle," verkündete er. "Ich habe dir doch gesagt, daß du versuchst, zu viel in das Modell hineinzupacken."
"Das ist keine undichte Stelle," antwortete Gott, "Das ist eine Träne."
"Wofür ist diese Träne?" fragte der Engel.
"Das ist für verborgene Emotionen, für Patienten, die sie verzweifelt versucht haben zu retten, für ihre Überzeugung, einen Unterschied machen zu können im Wettlauf um das Leben eines Patienten."
"Du bist ein Genie," sagte der Engel.
Der Herr schaute traurig. "Ich habe die Träne nicht geschaffen," sagte er.

Montag, 16. August 2010

wenn das keine helden sind.




die uhr im osten.


wir treffen uns um viertel acht. ich überlege kurz. viertel acht, viertel nach acht? fühlt sich falsch an. bis vor kurzem war es richtig. und nun verstehe ich die leute nicht mehr. die welt. es gefällt mir trotzdem hier im osten. und auf ein viertel kommt es doch nicht an.

Sonntag, 15. August 2010

wissenskopfkissen.




lieber regenwald,

die sache mit dem papier, ich weiß. 
aber entweder ich rette dich oder die menschen. die menschen brauchen dich, du brauchst sie. und ich brauche dich um sie zu retten, damit sie dann wiederum dich retten.

nun rettet mich nur der schlaf.

deine maria

Freitag, 13. August 2010

backe, backe, kuchen.



roter zug.


ich vermisse oft. oft ein bisschen und ein bisschen oft sehr. peterchen hatte schon gesprochen, als ich die stadt verließ. tante maria kommt immer mit dem roten zug. und nun bin ich fort und der rote zug steht verlassenen in einem gleis in berlin. ich vermisse ihn. er fragt nach mir, ich frage nach ihm. 
ich vermisse keine städte, keine sachen. vermisse die menschen, peterchens lachen. ich rufe ihn an, höre ihn sprechen, verspreche zu kommen. benommen lege ich auf. es schmerzt, wie gemein, sich heraus zu schleichen, die türe zu schließen, zurückzulassen. hasst mich nicht, versucht zu verstehen. dann kommt der zug und ein wiedersehen.

Dienstag, 10. August 2010

guck, genau so!



lieber rettungsdienstgott,



f hat gesagt, es gibt wunder. und wenn es wunder gibt, dann lass sie geschehen, und zwar- genau- jetzt. 
oben kannst du sehen, wie ich mir das ganze vorgestellt habe. das outfit gefällt mir ganz gut und der schriftzug sollte der selbe sein. bekommst du das hin? wäre im september. benötige für die ausbildung 160 rettungswachenstunden. kannst du dich vielleicht ein bisschen beeilen? diese ungewissheit...


ich weiß, beten ist nicht meine stärke, aber ich versuche, deine schriften zu verstehen. die ganzen lateinischen begriffe habe ich auch irgendwann drauf. versprochen. aber das wichtigste ist doch, dass ich an dich glaube, dass du der richtige für mich bist. schließlich verbringe ich den gesamten tag damit, deinen gesandten jochen und robert bei der verkündung deines wortes zu lauschen. und das ist auch nicht immer einfach. also bist du mir was schuldig, oder? komm, sei nett zu mir. ich danke dir dann auch mit vollem einsatz. mit erfolgreichen einsätzen.


ich muss jetzt schlafen, kannst mich jederzeit per wunder erreichen.


deine maria



Sonntag, 8. August 2010

nur kurz.



es gibt keine maultaschen, dafür herzen zum sezieren.

Donnerstag, 5. August 2010

Dienstag, 3. August 2010

Sonntag, 1. August 2010

schwedisch 26.11.09.



ein satz mit x/ da weiß ich nix/ nix mit nem xylophon/ das wäre mir zu monoton/ tanzende töne/ das biest und die schöne/ entlohne den besten/ mit freiheit im westen/ 0711 im sonnigen süden/ haste ma paar blumenblüten?


(k und ich im unterricht)

melaten.


es riecht nicht nach herbst, nach tod. keine angst vor den menschen, den alten bäumen. ich beginne zu laufen, denk‘ ans versäumen. des lebens. festhalten? vergebens. 
die namen historisch, die steine steinalt. mal hell und mal dunkel, mal lichtung, mal wald. wo sind eure freunde, eure begleiter. hier ist es traurig. musik im ohr, ich gehe weiter. 
wer hat den größten, wer hat den schönsten? große namen auf riesigen steinen. in bester lage, keine frage. herr deichmann am pennen. ich kehre um, die zeit ist vorbei. war schön bei euch, die knappe stunde. die kleine runde. ab durchs tor, eine sekunde, ich mag das leben, zu jeder stunde.