Freitag, 12. Februar 2010

deutsche bahn. ein wintermärchen.


es ist 11:55 uhr. bereits am fahrkartenautomaten muss ich zocken. zweimal oder dreimal umsteigen. je öfter desto schneller bin ich am ziel. sagt mir die erfahrung. aber umso öfter wurde ich eines besseren belehrt. je weniger umstiege desto gesicherter ist das ankommen. auch wenn es länger dauert. ich entscheide mich für einmal umsteigen. ohne umwege. früher war es schwieriger. vom osten in den westen zu kommen. nun gehts von ost nach süd und das in 6:16 stunden. umstieg in nürnberg. 
meinen ach so sicheren zug nehme ich nicht. er kommt erst gar nicht. zumindest nicht in den nächsten minuten. es solle noch eine knappe stunde dauern. plan b kommt heute früh zum einsatz. ein anderer ICE. nun wird also nicht nach nürnberg gefahren sondern richtung frankfurt. ich fahre mit einer verspätung von 10 min ab. geht doch. geht noch. fahren ist immer gut. solange man in bewegung ist nähert man sich dem ziel. denke ich mir so. sonderhalt in zwei ostdeutschen dörfern. das kostet zeit. und schwupps sind es 25 min. wie gut, dass ich dreimal umsteigen muss. das wird nichts. zumindest nichts gutes. nichts was mich jetzt beruhigen könnte. je bekannter die städte desto größer die bahnhöfe. und desto größer die chance auf einen guten zug. ich sitze in einem der guten. wenn ich zum frankfurter flughafen möchte. aber ich fliege heute nicht. ich fahre. gut. ich vergleiche fahrpläne. das muss wahnsinnig professionell aussehen. ich habe kein internet. keinen plan also. von den verspätungen der anderen züge. ich muss raten. tippen. zocken. so mag ich die mathematik. wenn der eine zug so viel verspätet ist und der anschluss so viel dann habe ich die chance auf einen ebenfalls so viel verspäteten zug. es ist übrigens der schnee. sagt die bahn. störung im betriebsablauf. kam ja sehr überraschend der winter. wir haben februar. das konnte die DB nicht ahnen. darauf kann man nicht gefasst sein. ich darf mich da nicht hineinsteigern. ich muss im vollbesitz meiner kräfte bleiben. ich weiß nämlich nicht wie lange ich hier noch sitze. zwei brötchen habe ich bereits gegessen. und der DB schenke ich nichts. keine vier euro für ein sandwich. sicher nicht. inmitten meine rechnungen und wahrscheinlichkeiten klingt die freundliche männerstimme aus den lautsprechern. sie erreichen noch den ICE 599 richtung münchen mit halt in frankfurt hbf, stuttgart und ulm. stuttgart. ich spitze meine ohren. stuttgart. wenn das mal nicht sicher ist. ich werde nun also in einen zug steigen der mich in eine stadt bringt die ich kenne. in der ich eine wohnung habe. jetzt aber flott. laptop zu und mantel an. dann stürze ich auf den gleis. bahnsteig meine ich. ein freudscher versprecher. in fulda. ich weiß nicht wo fulda liegt. fulda stand auch überhaupt nicht auf einem meiner pläne. auf keinem. jetzt hätte ich gerne eine landkarte. aber da stehe ich nun. am selben bahnsteig gegenüber. ein blick auf die anzeigentafel. mein neues gefährt kommt in einer halben stunde. es ist 15 uhr. immerhin. nur eine halbe stunde. ich kann durchfahren. und da stehe ich und stehe ich. eine durchsage. irgend  etwas von zug hält einfahrt. und schon sehe ich einen weiß roten blitz am horizont. ein vater verabschiedet sich von seinem sohn. zwei männer winken den durchfahrenen zügen. not macht erfinderisch. und freundlich. ich beuge mich vornüber um meine tasche zu greifen. wasser tropft aus meiner nase. was für ein tag. der zug ist schnell. maria der ist schnell. zu schnell. so schnell kann ich gar nicht gucken wie ich ihn auch schon von hinten sehe. alle blicken sich an. dann beginnen die leute zu lachen. das war er. ruft der mann neben mir. wenn er das war. fluche ich innerlich. dann gnade dir gott. deutsche bahn. nach wenigen minuten kommt meiner. ich steige ein. hinter mir das ehepaar mit mops. sie begleiten mich seit leipzig. ob sie die selbe strategie verfolgen. ich bin gespannt. gespannt wann ich ankomme. wer weiß. vielleicht gewinne ich zeit. oder ich verliere mich in meinen prognosen. ich finde es könnte nun jemand vorbeikommen. mit kaffee und berlinern. mit vanillecreme gefüllt. zur entschädigung. vergiss es maria. ich gehe meine nächsten schritte durch. ich werde nun also in stuttgart ankommen. sitze in einem zug der durchfährt. aber ein zug der durchfährt ist keine garantie. die deutsche bahn überrascht immer und überall. mit allem. wie wäre es jetzt mit einem triebwerksschaden. einer signalstörung. oder sehr geehrte fahrgäste, bitte haben sie etwas  geduld. wir warten noch auf reisende eines verspäteten ICEs aus hamburg-altona. könnte doch sein. spielende kinder in den gleisen. ein liegengebliebender bummelzug. oder ein personenschaden. es kann noch so viel passieren. stuttgart. wir werden uns wiiieder seehhhn. ich höre musik. das hilft. band of horses. ich spüre die sonne. ich gehe auf toilette. es riecht nach gras. wem könnte man es jetzt verdenken. die stimme des zugchefs klingt fröhlich. fast ausgelassen. kein wunder. er sieht das grauen nicht. lässt sich nicht blicken. ich wurde heute erst einmal kontrolliert. und das innerhalb von 4:06 stunden. das ist immer so. wenn man die feschen jungs und mädels braucht sind sie wie vom erdboden verschluckt. ich verschlucke mich. an meinem zähen kaugummi. ich möchte nicht in den händen der DB sterben. das ist kein schöner tod. nein. mein nächstes highlight wird die ankunft in frankfurt sein. ob ich meinen eigentlichen ICE sehe? er hätte mich richtung karlsruhe gebracht. wenn ich ihn erreicht hätte. nach kurzer sbahnfahrt. nun heißt es abwarten. warten. ich hätte jetzt gerne einen berliner. und gewissheit. ich könnte meine eltern anrufen. wann sie mich abholen und ob. und überhaupt. oder ich rufe k an und trinke in stuttgart einen kaffee mit ihr. wenn ich nicht zufällig gleich einen anschluss nach hause bekomme. hätte. wäre. könnte. ich kann nun erst einmal warten. 
ich seh doch schon die gebäude, alter. ey. frankfurt, alter. er küsst seinen assifreud. rechts links. wir sind in frankfurt. ich werde mich nicht dazu verführen lassen doch über karlsruhe zu fahren. maria. sei stark. geh auf nummer sicher. auch wenn der anschluss zu machen ist. oh nein. ich habe anschluss. aber wenn ich jetzt aussteige. ich steige aus. ich steige nicht aus. ich steige aus. wie gut dass ich bei den pfadfindern war. hindernislauf ist ein kinderspiel. ich renne. springe und hechte. boxe und werde geboxt. kein ICE nach interlaken zu sehen. überhaupt kein ICE. ich renne zur anzeigentafel. ich gehe sie von links oben herab und rechts wieder herauf. nochmal. und nochmal. kein zug über karlsruhe. ich blicke mich um. sehe an gleis neun noch meinen ICE nach stuttgart stehen. maria. du willst nicht hier in frankfurt stehen. ich sehe den zug nochmals an. noch bewegt er sich nicht aus dem kopfbahnhof heraus. ich renne. bringe all meine noch vorhandene energie auf um diesen verdammten zug zu bekommen. den ich für einen anderen stehen gelassen hatte. ich springe in den ersten wagon. drinnen. alter zug. neues glück. ich blicke nochmals auf die anzeige im zug. nicht dass ich zurück in den osten fahre. wäre schön aber nicht sinnvoll. nun werde ich also nochmals begrüßt. willkommen im ICE nach münchen. ja ja. weiß ich schon alles. ich werde nun durchgehen. erst laufe ich durch die erste klasse wagen. welch gute luft. ich wandle durch männliche parfümspender. und dann durch das bordbistro. nicht hinsehen. weitergehen. ich gehe und gehe um anschließend hier im gang zu sitzen. mir ist schwindelig. und nun sagt diese stimme erneut. in mannheim haben sie anschluss an den ICE nach interlaken auf gleis vier. die wollen mich reinlegen. ich werde in mannheim also aus dem fenster blicken. zu gleis vier. und dann werde ich rennen. hin und vielleicht zurück. sollte ich nun doch über karlsruhe fahren? es hat mich immernoch keiner kontrolliert. der letzte stand meines tickets ist richtung. doch. richtung karlsruhe. mit ein wenig glück schaffe ich die stunde verspätung. dann bekommen ich geld. oder eine gutschrift. oder bekomme ich vielleicht doch noch einen berliner? die verspätung wird in diesem zug auf berlin geschoben. auf grunde der schlechten witterungsverhältnisse in berlin hat unser zug mittlerweile eine verspätung von 48 min. nun bin ich auf mannheim gespannt. 
fehlalarm. beziehungsweise viel rauch um nichts. mist. der tolle interlakenzug lässt über eine halbe stunde auf sich warten. also. einmal nase aus dem zug hängen. einen zug sauerstoff nehmen und hinsetzen. immerhin im großraum. aber erneut ist es der boden. wären da nicht ständig leute die sich die beine vertreten wollen. ich stehe auf. setzte mich. stehe auf. und setze mich. doch das setzen geht in ein gleiten über. mein kreislauf macht schlapp. mir wird heiß. wieder aufstehen. geht wann anders auf toilette. ich befreie mich von meinem schal. ich bin erst einmal umgestiegen. ja doch. einmal in fulda. komisch. ich stehe auf. bleiben sie ruhig sitzen. will sie über mich hinwegfliegen? sehr witzig. ich könnte fragen ob ich einen platz bekomme. schließlich geht es mit mir zuende. so kurz vor stuttgart. ich schreibe 17:23 uhr. kein zeitpunkt des todes. ich denke oft an den tod. heute. die fahrt scheint mich nachdenklich zu machen. vielleicht eher aggressiv. ich denke an freud und an den todestrieb. hatte er damals von der deutschen bahn geschrieben? welch wirre gedanken. ich könnte schwören da sitzt ein mann aus der straßenbahn in leipzig. er kommt mir so bekannt vor. vielleicht habe ich ihn nur vorhin schon in diesem zug getroffen.   
nun ist mein nächstes ziel stuttgart. ich kann nun nicht mehr aussteigen. ich hoffe dass ich in stuttgart ein wenig zeit habe. um mir etwas zu essen zu holen. jegliche reserven sind aufgebraucht. nein. liebe deutsche bahn kunden. bla bla bla. vorraussichtige ankunft in stuttgart 17:59 uhr. alles züge in richtung heimat starten um kurz vor ganz. rennen. oder essen. wieder eine entscheidung. es wird dunkel. ich denke nun an viele berliner. meinet wegen auch mit marmelade. auch mit schlechter marmelade. 
kein zug in die heimat wird angesagt. ich renne nicht. ich beginne erst damit als ich an der anzeigentafel in stuttgart die städte entziffern kann. es bleiben mir noch zwei minuten. gleis zehn. 
und hier sitze ich. auf dem boden. ich blicke auf meinen ausgedruckten reiseplan. einmal umsteigen in nürnberg. gedruckt in leipzig um 11:55 uhr. ich sehe auf die letzte spalte. IC 2064. ich sehe auf den reiseplan der in einer sitztasche steckt. IC 2064. ich sehe auf meinen plan. ankunft in pf 18:32 uhr. und ich steige aus. in pf. es ist 18:32. 




1 Kommentar:

  1. abenteuerlich. spannend. du solltest anfangen so romane zu schreiben. die kannst du dann an die DB verkaufen

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