Mittwoch, 10. März 2010

Ein Clown in Köln.


Einen Altbau besiedeln, auf die Neubausiedlung bauen. Drei Stunden Fahrt, drei Besichtigungen in drei Stunden und vorerst keine Zeit, Köln zu erkunden. Im Zeitalter von iphone und Navigation renne ich mit Papierplan von Station zu Station. Wo steht die Sonne, kurzes Besinnen, kein Hetzen denn ich sehe schon die Spitzen vom Dom. 
Ich sitze und warte am Neumarkt, nichts neu und statt Markt ein Zirkuszelt. Roncalli, ich spüre die Weite, die Welt. Ständige Unruhe, häufiger Ortswechsel. Ich sollte Clown werden. Ein trauriger Clown, der die Menschen zum Lachen bringt. Dicke Schminke und große Schuhe. Ich werde ruhig. Hier kann ich die dicke Zeltluft erahnen, das Popcorn schmecken und Eis schlecken. Ich sehe, wie sich müde Geister zum Leben erwecken. Beschwingt tänzeln die Passanten an mir vorüber. Ich verliebe mich in diese Stadt. Mit Pauken und Trompeten. Kopfüber.
Eigenschaften erfragen und Haken erfahren. Ich erzähle von meinem großen Gartenzwerg, frage, ob ich froschgrün streichen darf und berichte von meiner Einstellung gegenüber weiblichen Mitbewohnern. Ich hasse grün und dennoch möchte ich eine solche Wand, denn ich habe ein Bild von meinem Großvater, ein Schwarzwaldhaus mit Apfelbäumen. Auch Äpfel und den Schwarzwald mag ich nicht, gestickt, gehäkelt, gemalt ist es nicht. Aber in genau diesem Bild befindet sich das besagte Grün. Ach, ich habe einen Toaster, der Smileys toasten kann. Schön?
Es ist sehr anstrengend, sich so viele Leute anzusehen, klagt Eike. Witzbold, denke ich, frage mich mal. Einen guten Eindruck zu hinterlassen, von Mal zu Mal, ohne Grimassenschneiden, ohne Verstellen, sich einfach vorzustellen, zu präsentieren ohne Silberteller, ohne künstliche Dekoration und billige Aromen. Stellt man sich einfach vor. Ich gebe mich einfach so, wie ich bin. Wird sowieso alles früher oder später ans Tageslicht kommen. 
Es ist früh, der Tag hat begonnen und ich von der Couch gekrochen. Kaffee bekommen und die nächste Bahn genommen. Im Juni habe ich Geburtstag. Ich spare auf einen eigenen Zug. Jetzt seid ihr am Zuge. Ich sitze darinnen, denn für heute ist genug. 

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