Dienstag, 12. Juli 2011

Was besser ist.



„Absichtliche Vergiftung“ steht auf dem Alarmzettel. Meine Quotenintox, nenne ich sie liebevoll. Ich ziehe das an. Menschen unter Drogeneinfluss, Menschen, die ohne Drogen irre werden oder irre sind, weil sie einfach auf einem Tripp sind. Und manche nehmen Tabletten, um danach nicht wieder die Augen aufzumachen. 
Hanna ist wunderschön. Trotz ihrer blauen Lippen, ihrem wahnsinnigen Blick. Sie steht vor mir, irgendwie schief, kippt. Ich halte sie fest, schiebe sie auf die Couch und setze mich. M fragt nach dem Medikament, das sie genommen hat. Ihr Freund hat den selben Blick. Eine Tablette Blablabla. Auf der Straße gekauft, keine Packungsbeilage. „Und wo ist die Tablette jetzt?“ fragt M. „Ja in meinem Arm!“ Jetzt guckt auch M seltsam. „Wollen Sie mich verarschen?“ Sie zeigt auf die Einstichstelle. „Mit Wasser aufgelöst und i.v. gespritzt.“ Aha. Ich sehe ihren Hals, eine Kette von roten Einstichstellen. Ihre Arme sind vernarbt. Eine absichtliche Verletzung reiht sich an die andere. „Mit geht‘s gut.“ Vor wenigen Minuten soll sie aber noch nach Luft japsend auf dem Boden gelegen haben. M telefoniert mit dem Giftnotruf. 
Neben mir schlängeln sich irgendwelche Würgeschlangen durch ihr Terrarium.
Sie möchte nicht mit. Und plötzlich mag uns ihr Freund auch nicht mehr in seiner Wohnung haben. Treppen runter und auf die Polizei warten. 
Wenige Minuten später sitze ich mit Hanna und ihrem Freund im Rettungswagen. Ein Polizist steht zwischen ihr und mir. Gut gebaut, Kampfhandschuhe (das klingt schön gefährlich) und einem ruhigen Blick. Mir würde nichts passieren. Hanna greift sich immer wieder in die Haare. „Warum tust du mir das an?“ Ihr Freund blickt auf den Boden. „Wo bekomme ich jetzt den Stoff her?“ Sie schlägt mit der geballten Faust um sich, gegen die Schubladen, tritt gegen die Trage. Der Polizist bewegt sich nicht. Sie schlägt weiter. Wir halten an, alle Türen gehen auf, Pol und M ermahnen Hanna, sie möge doch bitte nicht den Rettungswagen auseinander nehmen. Solle sie noch einmal um sich schlagen werde sie fixiert. 
Türen zu, weiter. Sie ballt die Faust, sieht mich an. Ich lehne mich zurück, alles gut. Ihre Faust landet in ihrem Gesicht, einmal, zweimal, dreimal, viermal.. ihr Freund blickt zu mir herüber. „Und das ist jetzt besser?“


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