Montag, 18. Oktober 2010


4:30 Uhr. Ich habe mich in eine Thermodecke eingewickelt und blicke auf den Fernseher. Eigentlich sehe ich nur bewegte Bilder mit vielen Farben, worum es geht, weiß ich nicht. Ab und zu schaut ein Feuerwehrmann zu mir hinein: „Kannst du nicht schlafen?“ Ich kann nicht schlafen, denn seit Schichtbeginn habe ich das Gefühl, dass ich noch heute reanimieren darf. M war davon nicht begeistert als ich ihm mitteilte, dass eine Rea heute doch sehr gut sei. „Maria, nimm das Wort nicht immer in den Mund. Bei B hast du‘s auch gesagt und dann hattet ihr eine.“ „M, wenn ich eine Rea bekomme, backe ich für euch einen Kuchen.“ 
Nun schläft er. Nicht mehr lange. 
Ich höre das Klicken, dann gehen die Lichter an und ich kneife meine Augen zusammen. Der Drucker spuckt den Zettel aus und der Pieper an meiner Hose schreit: „Alaaarm. Medizinischer Notfall..“, ich grinse. 
Atemnot- sicheres Reazeichen? Meistens.
M sagt nichts, steigt wortlos in den Wagen. 
M rennt ins Badezimmer, die Angehörige steht neben mir. Ich beobachte M, er fühlt den Puls, fühlt nichts, das sehe ich. Herr Atemlos wird in den Flur gezerrt und schon beginnen wir mit der Reanimation. Ich öffne den Rucksack und schmeiße alles was wir benötigen auf den Teppichboden. T- Shirt hoch und los gehts. Eins, zwei, drei... gezählt wird in der Realität nicht. Drücken bis der Arzt kommt. Es kracht nicht bei Herrn Atemlos. Ihn verschone ich vor unschönen Rippenbrüchen. Mir hingegen bricht der Schweiß aus. 
Nach einer halben Stunde haben wir ihn wieder. Sein Herz schlägt von alleine und das sehr gut. Nun bin ich nur noch mit dem Beatmen beschäftigt. Ich drücke immer wieder den Ambubeutel zusammen, meine Hand beginnt zu krampfen. Bis nach draußen schaffst du das noch. Wir geben Herrn Atemlos lebend gegen 6:30 Uhr auf der Intensivstation ab. Abzug. 
Ich habe geschlafen. Mein Rücken schmerzt und meinen rechten Arm kann ich kaum bewegen. Muskelkater vom Fitnessstudio? Uncool. Ich geh lieber reanimieren...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen