Dienstag, 8. Dezember 2009

tomte tummetott lebt.

es läutet an der tür. mein blick gerade aus. sehe das nachbarhaus. senke den blick. vor mir mein kleines patenkind. geschwind gehe ich in die hocke. seine blonden locken engelsgleich. seine mission scheint klar. heute ist zeit abzutauchen. in die tiefen meiner kindheit. und er nimmt mich mit. peter trägt eine rote nikolausmütze. ich hatte sie ihm geschenkt. er trägt sie ständig. überall. lacht und weint mit ihr. wie ein zwerg sieht er aus. „es ist der alte tomte, der in der nacht über den hof wacht. hast du angst bekommen mikkel? hast du tomte vorhin gesehen, als er auf leisen sohlen zwischen den häusern umhertappte?“ tomte tummetott. ich erinnere mich. ein liebevoll gezeichnetes buch. viel schnee. keine gewalt. gewalt. bei kindern heißt es trotz. trage eine kleine narbe an der schläfe. überlege. es war der grüne bagger, der eines abends ganz plötzlich an meinem kopf vorbeirauschte. vorbei mit der ruhe. ich werfe worte. er schuhe. „der friederich, der friederich, das war ein arger wühterich.“ 
auch heute wird gelesen. er vollkommen anwesend. lese leise. auf eine behutsame art und weise. man hat mich früher den general genannt. meine sprache nicht gewandt. meine stimme grob und laut. kein lob. jetzt mit viel liebe. zeit für meine sonntagsstimme. „am sonntagmorgen zog pelle den neuen anzug an. er ging zu seinem lamm und sagte: „vielen dank für die neuen kleider!“ mähäää - machte das lamm und es klang fast als ob es lachte." ich bewundere peters konzentration. kein ablenken. nur nachdenken. folgt meinen worten. fährt mit seinem kleinen finger über die zeichnungen. vorsichtig. vorsicht auch bei der auswahl des kinderbuches. ich erschrecke. kind auf dem schoß im kerzenschein und eine nicht kindergerechte geschichte. „verbrannt ist alles ganz und gar, das arme kind mit haut und haar; ein häuflein asche bleibt allein und beide schuh so hübsch und fein.“ mir vergeht das lachen. meinem vater wenige stunden später. abendessen. latz nicht vergessen. in deckung gehen und wegsehen. „ich esse keine suppe! nein! ich esse meine suppe nicht! nein meine suppe ess ich nicht.“ peter isst gesund und gerne. aber nicht galant. muss er auch nicht. ich esse tortellini bis heute trocken und mit meinen händen. heute baue ich eine hütte aus kissen. bagger werden auf mir hin und hergeschoben. peter kommt mit nach oben. unter das dach. in mein ehemaliges kinderzimmer. die gitarre ist dort, das weiß er. singe mit ihm gefühlte hundert strophen. ich kann nicht tricksen. amsel und uhu wollte ich weglassen. maria- uhu fehlt. meinetwegen. „nun ist die vogelhochzeit aus und jeder geht vergnügt nachhaus. fidelallala fiderallala fideralla la la la.“ vom feierlichen singen zum feierlichen spielen. peter hat seine weihnachtskrippe mit figuren mitgebracht. wundere mich über den fuchs. kam der auch in der geschichte vor? ich sage, er muss draußen bleiben. warum will peter wissen. er frisst das jesuskind auf. peter schaut entsetzt. lässt den fuchs daraufhin unter dem sofa verschwinden. stimmt. der fuchs ist mikkel. aus dem tomte tummetott buch. meine eigene kindheit gestorben? nein. tomte tummetott ist nicht tot. er lebt. heute.

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